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              | Date: 2000-05-10 
 
 Falsche Spuren in der Virus-Farce-.-. --.- -.-. --.- -.-. --.- -.-. --.- -.-. --.- -.-. --.-
 
 Desinformation und überflüssige Trojaner | "ILOVEYOU"-
 Virus zielte auf Europa | Nicht maximale Destruktion,
 sondern maximale Öffentlichkeit war angestrebt | Warum der
 Virenschreiber besonders auf den Philippinen nicht gefunden
 wird
 
 Wenige Tage, nachdem eine E-Mail mit dem Betreff
 "ILOVEYOU", die im Attachment eine 9.247 Zeichen lange
 Befehlskette enthielt, eine Kettenreaktion mit
 Milliardenschäden vor allem in Europa auslöste, fanden auf
 den Philippinen die Einvernahmen erster einschlägig
 Verdächtiger statt.
 
 So lange dauerte es nur deshalb, weil der noch unbekannte
 Autor des so genannten "Liebes-Virus" zwar "Manila,
 Philippines" in den Titel seines fatalen Programms
 hineingeschrieben, dabei aber vergessen hatte, seine
 vollständige Adresse anzugeben.
 
 Dazu gab es noch eine zweite, ebenso hanebüchen gelegte
 Spur, die auf die Inselgruppe führte.
 
 Überflüssiger Trojaner In einer Zusatzfunktion versuchte
 "ILOVEYOU" ein so genanntes "trojanisches Pferd" von der
 Website eines philippinischen Providers abzuholen, um den
 bereits befallenen Computer auch noch nach allen
 Passwörtern auszuspionieren. Dass dieses "Feature" auf
 Grund der rasant steigenden Zugriffe auf die philippinische
 Website nur eine sehr beschränkte Zeit lang halten würde,
 war dem Autor klar - schließlich hatte er das Programm auf
 seine "Wurmfunktion" hin optimiert: Es sollte sich so schnell
 wie möglich vermehren, wobei alles andere nebensächlich
 war.
 
 Das Pseudo-Zerstörungspotenzial
 Die Virusfunktion, also das Zerstörungspotenzial, entpuppte
 sich nämlich schon bald als Witz. Die Annahme,
 "ILOVEYOU" würde mit MP3 und JPEG weit verbreitete Bild-
 und Musikformate vollständig zerstören, musste bald revidiert
 werden: Das Virus versteckte die Dateien auf der Festplatte,
 ließ sie jedoch unversehrt.
 
 An dieser Stelle hätte im Script so gut wie jeder Befehl bis
 zur vollständigen Löschung aller Dateien auf der Festplatte
 des infizierten Rechners stehen können, der Autor aber
 wählte die harmloseste aller möglichen Varianten: das
 Versteckspielen.
 
 Liebe und so weiter Den Ausschlag für den "Welterfolg" des
 angeblich von den Philippinen stammenden Programms aber
 gab das "social engineering" über Betreff und Absender. Weil
 sich der Wurm über das Adressbuch von Microsoft Outlook
 selbst verschickte, nahmen viele Adressaten an, Post von
 Bekannten zu erhalten. Das Betreff "ILOVEYOU" trug zur
 Klickrate auf das Mail-Attachment noch erheblich bei.
 
 "ILOVEYOU" zielte auf Europa
 
 Was man über dieses Hybridprogramm aus Wurm, Virus und
 Trojaner, das nicht etwa Fehler in Microsoft-Programmen,
 sondern deren Funktionen zu rasend schneller Verbreitung
 nützte, mit einiger Sicherheit sagen kann:
 
 "ILOVEYOU" war auf Europa abgezielt und attackierte dort
 nicht die Rechner selbst, sondern griff die Infrastruktur der
 Informationsgesellschaft an. Ziel war nicht möglichst hoher
 materieller Schaden, sondern maximale Aufmerksamkeit
 
 Die Botschaft von "ILOVEYOU", die tausendfach in Editorials
 und Leitartikeln wiederholt wurde, aber war: Sehet, wie
 einfach diese modernen Kommunikationsnetze anzugreifen
 sind.
 
 Volltext in Der Standard Print von heute morgen
 AND/OR
 http://futurezone.orf.at/futurezone.orf?read=detail&id=27943
 
 
 
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 edited by Harkank
 published on: 2000-05-10
 comments to office@quintessenz.at
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