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Date: 2000-05-05

Copyright und MP3


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Ritchie Pettauer über Micafocus 2

http://www.mica.at

Dringender Handlungsbedarf besteht im Bereich der Online-Musik
derzeit auf jeden Fall: während die EU mit der Neuregelung des
Urheberrechts befasst ist, Plattenfirmen fleißig Lobbying betreiben
und Metallica tausende Napster-User verklagt, zeigte eine
Podiumsdiskussion in Wien letzte Woche sehr deutlich, dass eine
einvernehmliche Lösung für alle an Online-Musik Beteiligten (vorerst)
noch in den Sternen steht. Einerseits sind die verschiedenen
Sichtweisen allzu divergent, andererseits wird immer deutlicher, wie
groß die Schwierigkeiten wirklich sind, vor die sich die
Musikindustrie momentan gestellt sieht.

Organisiert wurde angesprochene Podiumsdiskussion vom MICA,
dem österreichischen Ableger eines weltweiten Netzes von
Musikinformationszentren. „Musik im Informationszeitalter“ wurde
zum zentralen Schwerpunkt der Arbeit erklärt, eine Serie von
Micafocus-Konferenzen und Diskussionen soll einerseits den Status
Quo erheben und andererseits helfen, konkrete Lösungsvorschläge
zu unterbreiten. (http://www.mica.at)


„Sie werden die digitale Welt mit analogen Mitteln nicht aufhalten
können.“ Erich Möchels Vorwurf an Dr. Medwenitsch, Chef der
österreichischen IFPI, zeigt jenes Dilemma auf, in dem die
Plattenindustrie derzeit steckt: Versuche etwa, Musikabgaben auf
neue Speicherkarten einzuheben, die sich aber für die Speicherung
jeglicher Inhalte – also auch Fotos – eignen, seien symptomatisch
für die Power der industriellen Lobby, so der Chef der ORF-
Futurezone, die mit allen Mitteln ihre Interessen durchsetzen will,
aber damit zwangsläufig scheitern muss.

Angesprochener sieht das ganze naturgemäß etwas anders: So sei
die Plattenindustrie sehr wohl daran interessiert, die kulturelle
Produktion zu fördern, allerdings ist dazu die Sicherung der
Künstlereinkommen vorrangig. Das Prinzip des Copyright stelle die
Grundlage jeglichen künstlerischen Schaffens dar. Dem widersprach
Peter Tschmuck, Assistent an der WU-Wien, vehement.
Künstlerisches Schaffen sei zuerst einmal persönlicher kreativer
Ausdruck, während Urheberrechtsschutz kein unveräußerliches
Naturrecht, sondern ein bestimmtes, für gewisse Umstände
taugliches Instrumentarium darstelle. Wie sich die Kulturpolitik den
Umgang mit Musik in neuen Medien feststellt, übermittelte
Staatssekretär Morak per schriftlichem Statement, da er seine
Teilname aufgrund von Auslandsverpflichtungen absagen musste,
möglicherweise ein Mitgrund dafür, warum Europaparlamentarierin
Mercedes Echerer gegen Ende der Diskussion ein wenig enttäuscht
das Fehlen konkreter Lösungsvorschläge kritisierte – die Politik
könne lediglich auf Entwicklungen reagieren und
Rahmenbedingungen schaffen, allerdings sei von einem konstruktiven
Dialog wenig zu bemerken. Morak hingegen ließ ausrichten, dass
sich das Internet möglicherweise gerade aufgrund des Fehlens von
Regulierung so rasant entwickle. Die derzeitigen
Rahmenbedingungen müssten aber nun einer veränderten Situation
angepasst werden, da sie in der jetzigen Form schlicht und einfach
untauglich sind.

Mag. Christian Jungwirth sprach als Vertreter der Komponisten in der
AKM. Gerade bei jungen Musikern sei momentan eine große
Aufbruchsstimmung spürbar. Der wesentliche Faktor in den neuen
Medien ist die erstmals mögliche Personalunion von Musiker,
Produzent und Distributor – diese Konstellation aber sei in den
Statuten der AKM gar nicht vorgesehen, was zu den hinlänglich
bekannten Schwierigkeiten der Rechteverwaltung im digitalen Bericht
führt. Handlungsbedarf ortet Mag. Jungwirth daher vor allem im
legistischen Bereich. Das Ziel dabei muss klar sein: Mehr Freiheit für
die Kunstschaffenden bei der Verwertung ihrer eigenen Rechte.
Harald Glatz, Konsumentenschützer der Arbeiterkammer, befürchtet
eine schleichende Beschneidung der Rechte des Konsumenten.
Nach und nach könnte die Freiheit der Konsumenten durch neue,
restriktivere Regeln eingeschränkt werden – das Recht auf
Privatkopien zum Beispiel müsse auch weiterhin bestehen bleiben.
Außerdem dürfe man keinesfalls davon ausgehen, dass jede
angefertigte Kopie tatsächlich einen Verdienstentgang für die
Plattenindustrie bedeutet.

Mag. Andrea Kolm von der Austro Mechana vertrat den kurzfristig
erkrankten Prof. Brunner. Er wies darauf hin, dass die Mitgliedschaft
in Rechteverwertungsgesellschaften für die Künstler letztlich freiwillig
sei. Aufgabe derartiger Organisationen sei es, ihren Mitglieder
möglichst gut funktionierende Abrechnungsmodelle anzubieten. Mag.
Kolm musste allerdings zugeben, dass diese Modelle erst einmal an
die neue Situation adaptiert werden müssten.

Diskussionsleiter Prof. Hannes M. Schalle, Managing Director der
FH Salzburg, wies in seiner Funktion als Diskussionsleiter immer
wieder auf konkrete Problembereiche hin – konnte den Diskutanten
aber nicht viel mehr entlocken als den mehrfach geäußerten Wunsch
nach einer Multimedia-Clearingstelle nach deutschem Vorbild.
Besonders groß seien die Schwierigkeiten, so Prof. Schalle, selbst
aktiver Audio-Producer, bei konvergenten Medien – also in
Multimedia- und Fernsehproduktionen. Nach einer langen und hitzig
geführten Diskussion verließen die Teilnehmer das Museumsquartier
mit gemischten Gefühlen – denn letztendlich kristallisieren sich die
Probleme immer deutlicher heraus, aber weder Politik noch Industrie
noch die Musiker selbst können sich scheinbar bisher auf einen für
alle befriedigenden Weg einigen.


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quintessenz wird dem/next auf einen eigenen Server
übersiedeln. Diese Tagline hilft uns dabei
http://www.fastbox.at
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edited by Harkank
published on: 2000-05-05
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